
Zwölf Lebensmittelunternehmen haben gegen Regeln zu Kinderwerbung verstoßen. Das hat die Werbekommission in den Niederlanden in einem Urteil am Mittwoch festgestellt. Die Reclame Code Commissie (RCC), vergleichbar mit dem Deutschen Werberat, hat damit einer Beschwerde der Verbraucherorganisation foodwatch in allen Fällen Recht gegeben. Bekannte Hersteller wie Unilever, Kellogg's, Iglo oder FrieslandCampina hatten in einem Gratis-Kinderheft einer niederländischen Supermarktkette geworben – unter anderem für Süßigkeiten, Kekse oder Limonade und oft versteckt in Malspielen, Puzzles und Rätseln. Diese Werbung für unausgewogene Produkte verstoße gegen die Selbstverpflichtung der Branche für verantwortungsvolles Marketing an Kinder, urteilte die Kontrollkommission der niederländischen Werbewirtschaft. Die Beschwerde von foodwatch war von der "Alliance Stop Childrenmarketing" unterstützt worden, einem Bündnis aus Gesundheitsorganisationen, Ärzten, Verbraucherorganisationen und Wissenschaftlern.
Erst im August hatte eine foodwatch-Studie gezeigt, dass eine ähnliche Branchen-Selbstverpflichtung bei Kinderwerbung in Deutschland wirkungslos ist. Die freiwilligen Marketingbeschränkungen im sogenannten EU Pledge wurden meist zwar eingehalten, sind aber so lax formuliert, dass Lebensmittelhersteller weiterhin fast ausschließlich ungesunde Produkte gezielt an Kinder vermarkten: Trotz der Selbstverpflichtung waren 90 Prozent von insgesamt 281 untersuchten Produkten keine ausgewogenen Kinderlebensmittel nach den Anforderungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Gerade einmal 29 Produkte im foodwatch-Test dürften nach den Kriterien der WHO-Experten an Kinder vermarktet werden.